Am 30.4.09 fahren wir früh abends nach Essen in die Uniklinik und warten auf mein Töchterchen Sarah, die gerade hochschwanger die mündliche Abschlussprüfung der Uni Essen als Ärztin durchzustehen hat. Sie wird geprüft von einem Oberarzt, Dr. Novotny, mit dem ich es später zu tun bekommen werde. Wir stehen vor einem modernen und durchaus hübschen Gebäude, dem Westdeutschen Tumor-Zentrum am Rande des hässlichen und wild wuchernden Stadtviertels der Uni-Kliniken. Auf einem Sandstein, der zur öffentlichen Zierde aber ohne Bedacht gegenüber abgeworfen wurde, haben wir Sekt und Gläser aufgebaut, die Familie wartet auf die (Schwieger-)Tochter, Floriane auf ihre Lieblingsfreundin und Schwipp-Schwester. Wir schauen hinauf zur zweiten Etage, nicht wissend, dass ich ebenda in wenigen Tagen meinen neuen Beruf als Patient antreten werde. Wir feiern ihren Studienabschluss. Dennoch kann sie ihr Kind im Bauch noch nicht loslassen, denn nun hat sie eine neue Aufgabe: Dem Papa gut unterzubringen.
Mit Anna, meiner tollen Frau, die hier noch gar nicht eingeführt wurde und ihr finden wir uns am 28.5. genau da ein, wo wir einen Monat vorher gefeiert haben. Nach langer Wartezeit kommt ein mürrisches Männchen und ruft laut „Herr Gebbers?“ Ich bitte ihn, Anna und Sarah mitnehmen zu können, er murrt so im Sinne „wenn es unbedingt sein muss!“, dreht sich um und rauscht in sein Zimmer, ich komme kaum nach und überlege schon, umzudrehen und nach Hause zu fahren. Offensichtlich hat er schlechte Erfahrungen, auch, was den Zeitbedarf angeht, mit Angehörigen. Als er dann aber mitbekommt, dass Sarah im Klinikum gerade ausgebildet wurde, er es also mit Gleichwertigen zu tun hat und dann auch Anna und mich nett findet, dreht er auf. Freundlich, äußerst hilfsbereit und gar nicht zum Ende kommend klärt er uns über alles auf, lobt die sehr gute Vorarbeit von Frau Dr. Enser-Weiss und entpuppt sich als gebildeter, zuvorkommender, freundlicher Oberarzt, der vor Arbeit kaum noch weiß wohin. Er muss auch immer die Lichtgestalt vertreten, damit ist Prof. Dr. Dührsen gemeint, den alle, auch ich, verehren und der ständig Kongresse abhält oder vorbereitet oder Dienstreisen unternimmt. Ich schätze mal, Dr. Dürig schläft wie sein Professor im Krankenhaus und hat kaum Zeit, die Socken zu wechseln; er ist omnipräsent.
Gottseidank werde ich als Älterer noch in die Younger-Studie aufgenommen, „aufgrund meines „exzellenten“ Allgemeinzustandes. Na denn…